
Normalerweise versuche ich meinen Blog "sorgenfrei" zu halten. Ich schreib übers Handarbeiten, über den Garten und Anni, über schöne Dinge zum Ansehen und Freuen, lauter nette Themen halt. Kürzlich hab ich aber einen Artikel in der Zeitschrift
Bioboom gelesen der mich sehr beschäftigt und darüber würd ich gern hier im Blog schreiben.
Habt Ihr gewußt, daß ca. 21% der von uns gekauften Lebensmittel im Müll landen? Daß jeder Bürger hier im Land ungefähr 80kg Lebensmittel wegwirft - pro Jahr! Manche von Euch wird jetzt sicher denken, daß das alles reiner Unfug ist, daß sowas vielleicht bei anderen vorkommt, bei denen die an der Supermarktkasse mit hochgetürmten Einkaufswagen stehen, die bei jedem einzelnen Feiertag einkaufen als gäb es danach nie wieder was, bei denen die sich sowieso nur von Fertiggerichten und Knabberzeug ernähren. Genauso hab ich auch gedacht. Aber dann sind mir ein paar erschreckende Wahrheiten bewußt geworden.

Normalerweise geh ich mit Einkaufsliste meine Lebensmittel besorgen. Da ich selten in die Stadt komme und für mehrere Tage im voraus planen muß macht das auch Sinn. Und natürlich hupft dann auch die eine oder andere Leckerei in den Korb, irgendwas was nicht auf dem Zettel stand. Ich kauf auch immer wieder mal eine Dose, weil es praktisch ist, weil es schnell geht und weil es einfach schön ist, immer was für Tage an denen ich überhaupt keine Lust zu kochen habe, daheim zu haben.
Aber leider kommt es auch vor, daß wir am Samstagnachmittag, nach einem langen Spaziergang mit Hund, noch schnell in einen dieser riesigen Verbrauchermärkte auf der grünen Wiese fahren, die ja dank unseren Öffnungszeiten bis in den späten Abend noch offen haben. Früher hat man ein paar Nägel oder Schrauben, alle möglichen Zeitschriften, Filzstifte oder einfach nur eine neue Plastikschüssel in kleinen Geschäften in der Stadtmitte bekommen. Heut aber reihen sich da nur noch die Modeläden aneinander und für jede andere Kleinigkeit muß man also in diese Verbrauchermärkte. Und natürlich landen wir dort dann auch in der Lebensmittelabteilung und natürlich haben wir auch Hunger und könnten grad alles wegfuttern und alles lacht uns an. Und so kaufen wir manche Dinge, die dann nie gegessen werden, die uns nur dort verlockt haben und daheim schon gar nicht mehr so lecker aussehen weil ja sowieso gleich Abendessen gekocht wird. Manchmal gibt es in diesem Märkten ja auch Kostproben von neuen Produkten, so wie bei der Spaghettisoße. Wir haben sie dort probiert, es hat uns geschmeckt, und natürlich mußten wir ein Gläschen mit heim nehmen. Das war vor 2 Jahren. Seitdem steht sie im Regal und obwohl ich sie immer wieder in die Hand nehme hab ich nie Lust drauf sie zu essen. So geht es auch einem Glas Paprika, einem Selleriesalat und diversen anderen Dingen. Irgendwann hatte ich mal Lust drauf, hab es aber nie gekocht und so alle 2 Jahre trage ich dann mit rabenschwarzem Gewissen eine Tüte voll ungeöffneter Konserven zur Mülltonne.
Oder das Kochen aus all den neuen schönen Kochbüchern. Ach, wie verlockend sind doch die Fotos und obwohl ich meistens immer und immer wieder die gleichen Gerichte auf den Tisch bringe, hab ich ab und zu Lust mal was Neues auszuprobieren. Dazu brauch ich einen Teelöffel Senfkörner, etwas Sambal Olek, 100 g feinstes Polentamehl und eine Messerspitze gemahlenen Koreander. Leider schmeckt das dann alles doch nicht so gut oder zumindest nicht so toll, daß man ein paar Wochen später nochmal Lust drauf hätte. All die Zutaten brauch ich für meine übliche Hausmannskost nie und so stauben all die angebrochenen Packungen Monate vor sich hin um irgendwann ranzig zu riechen oder muffig und auch in der Tonne zu landen. Genauso die angepriesenen Schmankerl wie Olivenöl mit Zitronengeschmack, sündteures steirisches Nußöl, neue Joghurtkreationen mit exotischen Zutaten, Senf mit Sanddorn und steinharte Mandelplätzchen zum Likör den wir sowieso nicht trinken. Alles mal geschenkt bekommen oder selbstgekauft und nach dem ersten Bissen oder Schluck so gar nicht unser Geschmack.

Die Äpfel auf dem Foto sind aus unserem eigenen Garten. Sie sind überhaupt nicht schön und appetitlich, sie sind winzig oder auch riesig, sie haben Schorfstellen und Narben und trotzdem essen wir sie mit höchstem Genuß und sie sind für uns sagenhaft lecker. Habt ihr gewußt, daß es in England eine Farm gibt die eine große Supermarktkette beliefert und die Karotten über ein Band mit photografischen Sensoren laufen läßt, damit all die gleiche Größe und Farbe haben? Was nicht in die Norm paßt wird ausgemustert. Jetzt bin ich ja eigentlich eine große Gegenerin all dieser Gleichmacherei, all diese Normen und Vorgaben behagen mir überhaupt nicht. Aber ganz ehrlich wenn ich schon für Gemüse und Obst bezahle, dann möcht ich auch einwandfreie Ware haben. In dem Artikel wird dazu aufgerufen, auch mal Äpfel mit Druckstellen, Bananen mit braunen Flecken und unförmige Kartoffeln zu kaufen. Gegen die Kartoffeln hab ich ja nichts, aber wer mir bei uns am Markt zum zweitenmal eine matschige Tomate mit in die Tüte legt, ja ganz ehrlich, bei dem werd ich nicht mehr kaufen.
Es macht mir daheim auch überhaupt nichts aus einen Joghurt zu essen, dessen Haltbarkeitsdatum schon weit überschritten ist. Ich mach ihn auf, ich schau ihn mir an, ich koste und wenn alles noch paßt dann wird er eben gegessen. Aber ihn im Lebensmittelgeschäft noch zu kaufen, zum Sonderpreis, das möcht ich dann auch nicht. Dabei weiß ich doch ganz genau, daß er trotzdem noch nicht schlecht ist, daß man ihn immer noch genießen kann. Aber leider gehör ich halt auch zu den Menschen, die immer nach ganz hinten ins Regal greifen um ein möglichst laaaanges MDH zu haben.

Wir sind über die letzten Jahrzehnte darauf getrimmt worden, mit allen Resourcen sparsam umzugehen. Nur nicht mit unseren Lebensmitteln. Wir sparen Wasser bei jeder Clospülung, wir bauen Niedrigenergiehäuser und trennen sorgfältigst unseren Müll. Wir verzichten auf Chemiebomben zum Putzen um unsere Abwässer rein zu halten und drehen auch im Winter die Heizung runter um nicht so viel Öl/Pellets/Gas zu verschwenden. Ein Sternekoch in diesem Artikel sagt, daß was nichts kostet, auch nichts wert ist, seine Angestellten gehen mit einer Drachenfrucht für 7 Euro aus dem Bioladen sorgfältiger um als der normale Verbraucher mit der gleichen Frucht aus dem Supermarkt für 1,50 Euro. Das mag schon wahr sein, aber dafür muß man sich den Bioladen erst mal leisten können. Ich kann es nicht, aber ich möchte trotzdem in Zukunft nochmal mehr auf meine Einkäufe achten. Ich möchte sorgfältiger mit Lebensmitteln umgehen, noch mehr planen und vor allem beim Besuch der großen Märkte nur gerade soviel Geld bei mir haben wie ich für die Nägel oder Zeitschrift ausgeben werd müssen. Und vielleicht noch ein Täfelchen Schokolade, aber die wird ja auch wirklich gegessen. Ich werd jetzt sicherlich keine Mülltaucher werden, aber ich muß an meine Kindheit denken, als es wirklich noch eine Sünde war Essen wegzuwerfen, als man auch mal was aufessen mußte das nicht so gut schmeckt. In meiner Kindheit gab es noch ganz selbstverständlich 'Restlessen', da hatte jeder was anderes auf dem Teller, alles Reste der vergangenen Tage und es hat mir immer Spaß gemacht dann durcheinander zu essen. Ich koch ja auch manchmal zu viel und sorgfältig pack ich dann alle Reste in den Kühlschrank, aber leider leider paßt es dann oft doch nicht und wenn sich keiner erbarmt, dann kommt der letzte halbe Knödel oder die Bratenscheibe halt doch in die Biotonne. In Zukunft denk ich lieber nochmal darüber nach und ändere den Speiseplan. Mir selbst versprochen.
Wer sich für das Thema interessiert:
Die Seite zum
Film von Valenthin Thurn mit Texten zum Thema und einer Reste-Rezeptseite und eine Seite der
Mülltaucher.
Please excuse, that I am writing in German only again. I wrote about an article which I read recently, it was about our daily food wasting and there are too many words included which I don´t know in english. But if you are interested in this theme, then there is a site with a blog in England, too, please have a look at Love food hate waste. Thank you for your understanding.